Xxiv. §. 10. Ausgang des dreißigjährigen Krieges. 553
lich um den Gewinn betrogen zu werden. Es war der schon ge-
nannte Bernhard von Weimar, der länderlose Fürst, der durchaus
sich ein Herzogthum erkämpfen wollte, sei es mit evangelischer, sei es
mit katholischer Hülfe. Durch Gustav Adolf'stod und die Nieder-
lage von Nördlingen war ihm sein erträumtes Herzogthum Franken
verloren gegangen, jetzt wollte er unter französischem Schutz das El-
saß gewinnen. Er gewann es und starb, wie er selbst meinte, an
französischem Gift. Das Elsaß aber behielten hohnlachend die Fran-
zosen bis auf diesen Tag. Desto fester schaarten sich die Deutschen,
auch die Protestanten, um ihren Kaiser. Ehe er starb (1637), hatten
sie ihm seinen Sohn Ferdinand 11!. einmüthig zum Nachfolger er-
wählt. Und wie gern hätte der neue Kaiser seinen Verbündeten und
seinen Unterthanen den Frieden wiedergegeben. Aber was einmal
versehen war, ließ sich jetzt so leicht nicht wieder gut machen. Deutsch-
land und auch die kaiserlichen Erblande mußten den ganzen tiefen
Kelch des Leidens ausleeren, den der Herr ihnen ob ihrer schmachvol-
len selbstsüchtigen Zerrissenheit eingeschenkt hatte. Erst jetzt begannen
die Fremden recht mit ihrer ganzen Rohheit, mit viehischer Gemein-
heit und teuflischer Grausamkeit im deutschen Reich und in des Kai-
sers Landen zu schalten. Ein schwedischer General löste den andern
ab, aber alle waren sie sich gleich in dem erbarmungslosen Frevel-
muth, mit welchem sie jeden Winkel Deutschlands durchplünderten,
verheerten und gänzlich zu Grunde richteten. So Ban er in Sachsen
und Böhmen, Torstenson vor Wien und in Holstein, Wränge!
und Königsmark in Böhmen und am Lech — es ist eine trostlose
Jammergeschichte, so unser edles deutsches Vaterland von den zermal-
menden Fußtritten dieser fremden Horden, von einem Ende bis zum
andern in Grund und Boden getreten zu sehen. Und ihnen zu Hülfe
kamen voll Freude über das herrliche Gelingen ihrer heimtückischen
Pläne die Franzosen unter Guebriant, Turenne und Enghien.
Wie haben sie die Pfalz und Schwaben verheert, wie haben sie den
Kurfürsten von Bayern geängstigt! Er, einer der vornehmsten Mit-
urheber des Krieges, mußte am Ende desselben noch die Hefen aus-
trinken, und in seinem hohen Alter noch als länderloser Flüchtling
umherirren, ehe endlich, endlich das „süße Fried- und Freudenwort"
erscholl.
Aber welch ein Friede! Wie erniedrigend für unser Vaterland, wie
unheilvoll für die Zukunft. Das war noch bei Weitem nicht das
Schlimmste, daß Schweden nun doch einen Theil der Ostseeländer, ja
auch der Nordseeländer (wenn auch unter kaiserlicher Oberhoheit) er-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Weimar Gustav_Adolf'stod Gustav Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Sachsen Wien Holstein Schweden
Xxiv. §.11. Das Ende der Gegenreformationen rc.
555
genen Blicken ein neuer Hoffnungsstern für Deutschlands Zukunft
auf. In Brandenburg war 1640 der große Hohenzoller Friedrich
Wilhelm hervorgetreten, den man mit Recht den großen Kurfürst
genannt hat. Er fand sein Kurfürstenthum in einem Zustande, daß
es fast unmöglich schien, dies ausgemergelte, bis auf den letzten Tropfen
ausgesogene, aller seiner Reichthümer und der Hälfte seiner Bewohner
beraubte Land noch wieder zu einem wirthlichen und mächtigen Reichs-
gebiet zu machen. Friedrich Wilhelm übernahm diese Aufgabe
und hat ste durchgeführt. Er begann mit der Bildung eines eignen
festbesoldeten, wohlgeschulten Heeres, welches den Schweden wie den
Kaiserlichen, die in gleichem Frevelmuth im Brandenburgischen zu Hausen
pflegten, Achtung gebot. Dann schloß er einen Waffenstillstand mit
den Schweden und brachte, während die übrigen deutschen Länder noch
unter der blutigen Geißel des Krieges seufzten, allmälig Ruhe und
Ordnung in sein zerrüttetes Land zurück. Er wußte Ostpreußen,
welches er noch von Polen zu Lehen trug, in ein unabhängiges Besitz,
thum zu verwandeln und verband es mit Brandenburg und mit Ven
westlichen Provinzen Cleve, Mark und Ravensberg, sammt den im osna-
brückschen Frieden gewonnenen Stiftern Minden, Halberstadt und Mag-
deburg nebst Hinterpommern durch weise Einrichtungen zu einem
Staatsganzen, welches allmälig zu dem Ansehen und der Selbständig-
keit einer europäischen Großmacht sich entwickeln sollte. Kraft, Frische,
Gedeihen, Erneuerung des Wohlstandes, eine Achtung gebietende
Macht zu Lande und zur See, das Alles finden wir in Friedrich
Wilhelm's Gebieten, wie sonst nach dem dreißigjährigen Kriege in
keinem deutschen Lande weiter. Er ist aber nicht bloß der Gründer
der preußischen Größe, sondern auch der Wiederhersteller deutscher
Ehre. Denn er war der einzige und der erste deutsche Fürst, welcher
den übermüthigen Schweden und Franzosen wieder nachdrückliche Be-
weise deutscher Tapferkeit und Kriegsüberlegenheit gab, so am Rhein,
so in Polen, vor Warschau, ganz absonderlich aber in der ruhmreichen
Schlacht bei Fehrbellin 1675.
§. 11. Das Ende der Gegenreformationen und der re-
ligiösen Bedrückungen.
Der dreißigjährige Krieg, sahen wir, war keineswegs ausschließlich
oder auch nur vorzugsweise ein Religionskrieg gewesen. Eben so sehr,
ja mehr noch war er von allem Anfang an ein Kampf um die kai-
serliche Macht, dann ein Kampf um den schwedischen Einfluß, endlich
ein ganz gewöhnlicher Räuberkrieg, wo es sich um Nichts weiter han-
delte, als dem Feinde einen Strich Land abzugewinnen. Schon gleich
anfangs, mehr noch gegen das Ende hin dienten im kaiserlich wallen-
steinischen Heer ebensoviel Protestanten, wie im mansfeldischen und
anhaltischen Heerhaufen Katholiken. Nach Gustav Adolf's Tode
wurde das wilde Durcheinander noch allgemeiner und ärgerlicher,
am Ende kam's so weit, daß in den meisten Gefechten Katholiken auf
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
Wilhelm's Friedrich Gustav_Adolf's Gustav
546 Xxiv. §. 8. Ausbruch des dreißigjährigen Krieges, 1618.
lieben Truppen mit Waffengewalt zurückgedrängt, ja Wien ward an-
gegriffen, und fast schien es um Ferdinand geschehen. Aber infer-
dinand, der soeben nach dem Ableben des Matthias von allen östrei-
chischen Erblanden Besitz ergriffen hatte und nun auch zum deutschen
Kaiser erwählt ward (1519), wohnte ein starker, durch Nichts zu erschüt-
ternder Glaubensmuth. Er war so völlig von dem Recht und der
Gottgefälligkeit seiner katholischen Maßnahmen überzeugt, daß er auch
in den schwierigsten Lagen an der felsenfesten Ueberzeugung sesthielt,
daß Gott ihm dennoch zum Siege verhelfen würde. Es dauerte auch
nicht lange, so konnte er wieder siegreich in Böhmen eindringen;
und der unkluge Schritt, den jetzt die Böhmen thaten, daß sie näm-
lich den jungen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem
König erwählten, gereichte ihnen selber zum Verderben. Denn nun
erhob sich an der Spitze der katholischen Liga, und von Ferdinand
durch große Versprechungen gewonnen, der kluge, thatkrästige und erz-
katholische Herzog von Bayern, Marimilian, schnitt dem unglück-
lichen Friedrich alle Aussicht auf Hülfe von seinen Glaubensgenos-
sen ab, und schlug ihn dann unter den Mauern Prag's (1620) in
einer kurzen, aber entscheidenden Schlacht so gründlich, daß der rath-
lose Böhmenkönig eilends aus seinem Lande entfliehen und als ein
Geächteter lebenslang in der Fremde umherirren mußte. Böhmen
aber fiel jetzt wieder in die Hand Ferdinand's, und die Protestan-
ten kannten ihn hinlänglich, um zu wissen, was ihrer harre. Was
flüchten konnte, floh, aber die große Masse mußte doch Zurückbleiben.
Anfangs schien Ferdinand noch keineswegs zum Aeußersten entschlos-
sen. Nur den durch den pfälzischen Friedrich in's Land gebrachten
Calvinismus wollte er ausrotten, aber die lutherischen Gemeinden
bestehen lassen. Die Jesuiten aber, der kaiserliche Beichtvater und
der päpstliche Nuntius wären damit nicht zufrieden gewesen. Halb
gegen den Willen des Kaisers setzten sie es durch, daß auch die lu-
therischen Prediger aus Böhmen vertrieben wurden. Statt ihrer füll-
ten Schaaren von Dominicanern, Augustinern, Karmelitern und Je-
suiten das Land und die Kanzeln. Wie schnell war jede Spur des
evangelischen Gottesdienstes aus Böhmen vertilgt. Noch hätte Kaiser
Ferdinand gewünscht, wenigstens die alten hussitischen Privi-
legien aufrecht zu erhalten, die Austheilung des Laienkelchs beim
Abendmahl zu gestatten. Aber bei den römischen Vorkämpfern galten
keine Rücksichten. Die Messe mußte aller Orten wieder nach römi-
scher Weise gehalten werden, jedes Andenken an Huß wurde sorg-
fältig ausgelöscht. Und wie in Böhmen, so ging es in Schlesien, in
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Matthias Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand Ferdinand Friedrich Friedrich Ferdinand Friedrich Friedrich Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Wien Bayern Marimilian Schlesien
548 Xxiv. §. 9. Gustav Adolf in Deutschland, 1630—32.
sich her in die niederdeutschen Gebiete gezogen hätten. Christian
von Anhalt, Christian von Braunschweig und Halberstadt, der Graf
von Mansfeld, der Markgraf von Baden, die sind es, welche zuerst die
Greuel des dreißigjährigen Krieges herbeigeführt. Mansfeld stellte
zuerst den Grundsatz auf, daß der Krieg den Krieg ernähren müsse,
und gab das Beispiel zu jenen gräßlichen Räubereien und Brand-
schatzungen, durch welche solch unsägliches Elend über Deutschland ge-
bracht ist. Die Gewaltthaten und Zügellosigkeiten des halberstädtischen
Christian in Niedersachsen und Westphalen, wo noch gar keine Ver-
anlassung zum Kriege vorlag, zeigten dem katholischen Heere den Weg
in die nördlichen Landschaften. Nachdem der ligistische Feldherr Tilly
den Markgraf von Baden zur Ruhe gebracht, den Mansfeld über
den Main hin vor sich hergejagt, erschien er mit seinem katholischen
Heer an den niedersächstschen Grenzen. Mansfeld und Christian
waren nach den Niederlanden entwichen, und wären sie nur da geblie-
den! Aber in unseliger Fehdelust, von dem hinterlistigen Frankreich,
welches Oestreich schwächen wollte, aufgereizt, mit niederländischem Gelde
versehen, brachen sie mit ihren wilden Räuberschaaren wieder in's Ost-
friesische und Westphälische hinein, so daß selbst die protestantischen
Stände sich gegen sie zur Wehre setzen mußten. Und nun zum Ueber-
stuß kam auch der dänische König, ebenfalls von den Franzosen be-
trogen, in's deutsche Reich hereingerückt, ward aber von Tilly bei
Lutter am Barenberge gänzlich geschlagen (1626). Nun verwandelte
sich aber die bisherige Vertheidigung der Katholiken erst recht in einen
Angriffskrieg; nun stellte auch der Kaiser unter dem dämonischen
Manne Albrecht von Wallenstein ein eignes Heer auf, und von
Osten wie von Westen her ergossen sich nun die katholischen Waffen
über das ganze nördliche Deutschland, bis an die Nordsee und an die
Ostsee, ja durch Schleswig bis nach Jütland, und nur das Kattegat
setzte ihrem weitern Vordringen eine Grenze. Da hatte es auch der
Kaiser keinen Hehl mehr, daß er diese ihm selbst unerwartete Fülle
von Macht und Sieg zur Aufrichtung einer solchen Kaiserherrschaft zu
gebrauchen gedenke, wie Deutschland sie seit Jahrhunderten nicht mehr
gesehen, wie Karl V. sie auf dein Höhepunkt seiner Macht kaum einen
Augenblick besessen hatte. Der Papst und die ganze katholische Welt
jauchzte, daß nun die Zeit gekommen sei, wo die ganze abgefallene
Christenheit wieder unter den Gehorsam der Kirche könnte gebracht
werden, und schon erschien das Rest itutio n se d ic t, wonach alle
norddeutschen ehemaligen Bisthümer, Abteien und Stifter der katholi-
schen Kirche sollten zurückgegeben werden (1629).
§. 9. Gustav Adolf in Deutschland, 1630—32.
Fragen wir nach dem Grunde all des unsäglichen Mißgeschicks,
welches bis hierher schon über Deutschland hereingebrochen war, so
ist es die völlige Auflösung der deutschen Einheit. Seitdem Katho-
liken und Protestanten sich wieder wie zwei feindliche Heere gegen-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Christian
von_Anhalt Christian_von_Braunschweig Christian Tilly Christian Oestreich Tilly Albrecht_von_Wallenstein Albrecht Karl_V. Karl_V. Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Halberstadt Mansfeld Baden Mansfeld Deutschland Niedersachsen Baden Mansfeld Main Mansfeld Frankreich Deutschland Nordsee Ostsee Deutschland Deutschland Deutschland
550 Xxiv. §. 9. Gustav Adolf in Deutschland, 1630-32.
des Papstes, der die Uebermacht des Kaisers gleicherweise zu fürch-
ten beginnt, betritt er den deutschen Boden — das ist kein Religions-
krieg mehr. Auch waren die deutschen Fürsten sich der Gefahr, die
ihnen aus dem Einmischen der Schweden erwuchs, sehr wohl bewußt.
Keiner von ihnen hatte sie gerufen, so trat auch keiner mit ihnen in
Bündniß, als sie nun da waren. Vielmehr hatten sie soeben bei der
Größe der Gefahr, die alle, katholische, wie evangelische, von dem über-
mächtigen Kaiser zu befürchten hatten, bei dem unsäglichen Elend, mit
welchem die kaiserlichen Heere das ganze Land erfüllten, sich noch ein-
mal, man mag sagen, das letzte Mal, geeinigt, hatten den Kaiser
gezwungen, einen Fürstentag nach Regensburg zu berufen, und
waren ihm dort so entschieden entgegengetreten, daß er seinen allge-
mein verhaßten Generalissimus Wal len stein entlassen, das Restitu-
tionsedict wenigstens ausschieben und sein Heer verringern mußte.
Es war vorauszusehen, daß, wenn der Kaiser fortgefahren hätte, den
unumschränkten Herrn zu spielen, sich die ganze Macht der katholi-
schen Liga wider ihn gewendet hätte. Für die deutsche Freiheit war
also ohne die Schweden immer nur wenig zu fürchten, durch die
Schweden Alles. Eine andere Frage aber ist, wie es ohne sie dem
Protestantismus ergangen wäre.
Die ersten Bewegungen Gustav Adolf's in Deutschland waren
nicht glücklich. Während er sich mühsam von Pommern, wo er ge-
landet war (1630), durch Brandenburg hindurcharbeitete, deffen Kur-
fürst ihn als unberufenen Eindringling behanvelte, fiel Magdeburg
in die Gewalt des katholischen Heeres, und die gänzliche Zerstörung
dieser altprotestantischen Stadt mußte wohl ein Jammergeschrei und
Entsetzen durch alle protestantischen Lande erregen. Erst nachdem es
dem Schwedenkönig unter dem Eindruck dieses Ereignisses gelungen
war, außer mehreren kleinen Fürsten auch Brandenburg und Sachsen
zum Anschluß an ihn zu bewegen (die kleineren Fürsten, z. B. die Her-
zöge von Mecklenburg mußten seine Vasallen werden), da entschloß er
sich zu einer entscheidenden Schlacht. In den Ebenen von Leipzig, wo
seitdem so oft noch blutige Schlachten von Fremden auf deutschem Bo-
den geschlagen werden sollten, bei Breitenfeld errang Gustav
Adolf jenen glänzenden Sieg, welcher mit Einem Schlage die kai-
serlich katholische Macht auseinanderwarf und ihm ganz Deutschland
wehrlos in die Hände gab. Durch Thüringen und Franken ging sein
Zug bis an den Rhein. Denn am Rhein und Main gedachte er zu-
nächst die schönsten Gauen zum eignen Besitz sich auszusuchen. Darum
gab er auch dem unglücklichen pfälzischen Kurfürst Friedrich, der
das ganze Elend angestiftet hatte, sein angestammtes Erbe trotz alles
Bittend und Drängens nicht zurück, sondern hielt ihn mit Versprechun-
gen und demüthigenden Bedingungen hin, bis ihn der Tod ereilte.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf's Gustav Gustav
Adolf Gustav Adolf Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schweden Regensburg Schweden Deutschland Pommern Brandenburg Magdeburg Brandenburg Sachsen Leipzig Breitenfeld Deutschland Rhein Rhein Main
Xxv. §. 5. Preußens Herrlichkeit unter Friedrich Ii. rc. 579
resia, Kaiser Franzi., aufbieten. Aber die erregte keinen Schrecken
mehr, sondern nur Spott und Heiterkeit. Seitdem das deutsche Reich
in Trümmer gegangen war, war auch die deutsche Kriegsverfassung,
mit der es nie sehr glänzend gestanden hatte, in völlige Nichtigkeit
aufgelöst. Nur Sachsen konnte für Preußen noch gefährlich werden,
weil das sächsische Gebiet so tief in das Herz des preußischen Staa-
tes hineinragte. Deshalb galt auch die erste Unternehmung Fried--
rich's der sächsischen Armee, die er gefangen nahm, und dem
sächsischen Lande, welches er unter preußische Verwaltung stellte.
(Der katholische Kurfürst August Iii. sammt seinem katholischen Mi-
nister Brühl flüchtete zur Freude seiner Unterthanen nach Polen, des-
sen tief entwürdigte Königskrone schon der Vater Augustii. um den
Preis des Confessionswechsels 1697 sich erworben hatte.) Dann schlug
er die Oestreicher bei Lobositz und Prag, konnte sich aber doch
in Böhmen nicht halten, da er die Schlacht bei C oll in verlor. Die
übermüthigenfranzosen schlug er bei Roßbach, die Oestreicher aber-
mals bei Leuthen. Nur die Russen konnte er von seinem Ost-
preußen nicht abwehren, sie besetzten das ganze Land, sie rückten bis
an die Oder vor und bedrohten Berlin; sie ließen sich auch durch den
Sieg, den Friedrich bei Zorndorf über sie gewann, nicht zurück-
treiben, sondern vereinigten sich mit dem östreichischen Heere, das in
Schlesien stand, und warfen in der mörderischen Schlacht bei Kuners-
dorf 1759 Friedrich's ganze Armee auseinander. Und nun folgte
ein Unglück nach dem andern. Halb Schlesien, halb Sachsen, halb
Pommern, halb Brandenburg war in Feindes Händen, Ostpreußen
gehörte den Russen, in den rheinischen und westphälischen Besitzungen
Friedrich's schalteten die Franzosen. Die Engländer, welche mit
Geld und Truppen dem König im nordwestlichen Deutschland beige-
slanden hatten, fingen an sich zurückzuziehen; der Kern der preußischen
Armee lag auf den Schlachtfeldern begraben oder schmachtete in Kriegs-
gefangenschaft, die neu angeworbenen Recruten konnten das nicht lei-
sten, was Friedrich von seinen tapferen Veteranen zu fordern ge-
wohnt war, die Hülfsmittel des Landes waren erschöpft, der Schatz
leer, Friedrich oft nahe am Verzweifeln. Aber der Herr, der sich
an dem preußischen Staate und an Friedrich selber bis dahin so
hoch verherrlicht hatte, führte ihn nur deshalb in die Tiefe, um ihn
mit seiner allmächtigen Hand emporzuheben und zu Ehren zu bringen.
Nicht durch eigne Kraft würde Friedrich sein Ziel erreicht haben,
so herrliche Gaben er auch empfangen hatte, nicht die Siege bei
Liegnitz und bei Torgau vermochten ihn zu retten, sie dienten
37*
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Franzi August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Polen Lobositz Prag Roßbach Berlin Schlesien Sachsen Brandenburg Deutschland Liegnitz Torgau
5s0 Xxv. §. 5. Preußens Herrlichkeit unter Friedrich Ii. rc.
nur dazu, ihn eben über dem Wasser zu halten; so lange, bis die
Zeit da war, wo des Herrn Hülfe mit Macht hereinbrach. Da
plötzlich mußte die Kaiserin Elisabeth sterben (1762) und Rußland,
der schlimmste Feind, schied aus der Reihe seiner Gegner aus. Da
erfolgte der gewaltige Umschlag. Ostpreußen, und da auch Schwe-
den jetzt zurückziehen mußte, auch Pommern wurden sogleich wieder
des Königs Eigenthum; Sachsen und Schlesien wurden wiedergewon-
nen; bis tief in Böhmen, bis nach Franken hinein ergossen sich die
preußischen Schaaren. Da mußte Maria Theresia sich zum Frie-
den bequemen (1763) und Preußen ging mit unveränderten Grenzen,
aber an Ruhm und Ehre unendlich gewachsen als eine Großmacht
aus dem Kampf hervor, um nun noch dreiundzwanzig Jahre unter
Friedrich's gerechter und weiser Verwaltung die Wunden, die der
Krieg geschlagen, auszuheilen und an Volkskraft und Wohlstand zur
höchsten Blüthe emporzustreben.
Friedrich Ii. stammte von einem streng kirchlichen Vater, war
unter streng kirchlicher Zucht ausgewachsen — es konnte nicht fehlen,
daß die Früchte solcher Zucht sich während seines ganzen Lebens und
in allen Theilen seiner Regierung kund .gaben. Nachdem er für frü-
here Jugendverirrungen eine schwere Schule der Demüthigung hatte
durchwachen müssen, finden wir ihn fort und fort als einen streng sitt-
lichen Mann, der das unzüchtige, ausgelassene und roh sinnliche Treiben
an den fremden Höfen auf das Entschiedenste verdammt und dergleichen
nie in seiner Nähe duldet. Alle die schönen Züge von Gerechtigkeit,
Edelmuth, Selbstverleugnung, von Standhaftigkeit, Gottvertrauen und
Dankbarkeit, von Freundlichkeit, Herablassung und Milde, die wir so
reichlich in seiner Lebensbeschreibung lesen, die im Munde des Volks
von Kind zu Kindeskind weiter erzählt werden, sie sind gewachsen auf
dem durch frühe Demüthigung und christliche Zucht wohl bereiteten
Herzensacker. Möchten wir doch sagen können, auch die edelsten Früchte,
die seligmachenden, Glaube und Liebe und Hoffnung, seien gleicher-
weise in seinem Herzen erwachsen. Das aber war leider nicht der
Fall. Vielleicht hat er nie das Evangelium aus evangelischem Munde
gehört, vielleicht nie den Preis der ewigen Liebe aus einem von Liebe
überquellenden Herzen vernommen. Was ihm vom Christenthum bei-
gebracht war, die harte Schale, die Lehr- und Streitsätze, hatte er al-
lerdings mit seinem scharfen Verstände leicht erfaßt, aber das Herz
war leer geblieben. Kein gleichgestimmtes Gemüth ist ihm begegnet,
welches ein mit Christo verborgenes Leben in Gott geführt hätte. So
blieb ihm der süße Kern und Trost der evangelischen Predigt fremd
sein Lebelang. Er wußte das, er fühlte das, er beklagte das in den
gehobeneren Augenblicken seines Lebens, er war wie überrascht vo» der
Herrlichkeit des seligmachenden Glaubens, wo er ihn bei seinen alten
Waffengefährten fand, er pries sie darum glücklich; aber in die Selbst-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Elisabeth Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Christo
Xxv. §. 10. Deutschlands sittliche und politische Wiedergeburt. 627
abgebrochen wurden, als Oe streich sich entschieden auf die Seite der
Verbündeten stellte, und schon zog die große Hauptarmee unter dem
Fürsten Schwarzenberg aus Böhmen über die trennenden Berge
nach Sachsen hinein, um den heiligen Kampf im Verein mit den
Brüdern zum sieghaften Ende zu bringen. Und nun folgten die Sie-
gesnachrichten Schlag auf Schlag, und die dazwischen sich mengenden
Botschaften von einzelnen Verlusten und Niederlagen wurden immer
gleich wieder von neuem Siegesjubel überwogen. Blücher, der
deutsche Heldengreis, machte den Anfang mit seinem großen und
ruhmvollen Sieg an der Katzbach; die Generäle Oftermann und
Kleist von Nollendorf vernichteten die französische Heeresabtheilung
des Vandamme in der Ebene von Culm, wohin das böhmische
Heer sich nach der Schlacht bei Dresden wieder hatte zurückziehen
müssen. Bülow aber, mit der Beterschaar des theuren Vater Jä-
nicke hinter sich, schlug die gegen Berlin heranziehenden Marschälle
Oudinot und Ney erst bei Groß-Beeren, dann beidennewitz
mit der preußischen Landwehr so vollständig, daß dieser ganze Hee-
restheil fast aufgerieben wurde. Das geschah alles in den letzten Ta-
gen des August und Anfangs September. Es waren die Vorübun-
gen zu dem großen Kampf, der noch bevorftand gegen den Schlach-
tenmeister, den Napoleon selber. Der stand noch in Dresden und
versuchte es, während des September bald in Böhmen, bald in Schle-
sien einzudringen, bald rechts, bald links sich freie Bahn zu machen,
aber vergebens. Das Netz wurde fester und fester um ihn herumge-
zogen. Die drei Armeen, die bisher in Böhmen, Schlesien und nörd-
lich an der Elbe vertheilt gewesen waren, zogen jetzt von allen Seiten
heran, um sich bei Leipzig zu vereinigen. Blücher mit seinem schle-
sischen Heere stieß zur Nordarmee, suchte den zaudernden B er nadotte
mit sich fortzureißen, erzwang durch Aork's kühne Waffenthat bei
Wartenberg den Uebergang über die Elbe, und rückte dann von Nor-
den her, gleichwie Schwarzenberg von Süden her in die Ebene
von Leipzig. Auf diesen weitgestreckten Flächen, wo schon so manche
blutige Schlacht geschlagen war, sollte auch der große Entscheidungs-
kampf geschehen, da das in zwei feindliche Hälften zerspaltene Europa
einander gegenüber stand. Der Tag des Gerichts über den Verder-
der war endlich gekommen. Er fühlte seine Schläge schon im eignen
Herzen. Von Verzweiflung zum Trotz, von Hoffnungslosigkeit zum
Uebermuth hin und her schwankend, war er selbst seiner eignen Um-
gebung fürchterlich geworden. Nur mit finsterm Widerwillen oder
bangem Zweifel gehorchten ihm noch seine Generäle ; im ganzen Heere
40*
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Schwarzenberg Bülow August Napoleon Schwarzenberg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Sachsen Dresden Berlin Dresden Schlesien Leipzig Wartenberg Leipzig Europa
Xxiv. §. 9. Gustav Adolf in Deutschland, 1630-32. 551
Um den letzten Rest des Tilly'schen Heeres zu zerstreuen, mußte der
König vom Rhein nach Bayern ziehen. Auch hier fand er fast keinen
Widerstand. In Augsburg ließ er sich huldigen, in München
hielt er seinen Einzug. Der stolze Kurfürst Maximilian, der kurz
zuvor den Kaiser am meisten gedrängt hatte, den Wall en stein abzu-
setzen und sein Heer zu verkleinern, sah sich jetzt gezwungen, um nicht
sein ganzes Land an den Schwedenkönig zu verlieren, den Kaiser selbst
um Hülfe anzustehen, und zwar durch eben jenen Wall en stein, den
er verdrängt. Der hatte nach seiner Absetzung mit einer unerhörten,
mehr als königlichen Pracht auf seinen Schlössern und Gütern in
Böhmen gehaust, denn die ungeheuren Erpressungen und Räubereien,
mit denen er Deutschland und Dänemark ausgeplündert, hatten ihm
fabelhafte Reichthümer zu Wege gebracht. Als nun der Augenblick
gekommen war, auf welchen der von unsinnigem Ehrgeiz und Selbst-
überhebung verblendete Mann lange geharrt, der Augenblick, da man
ihn suchen, ihn bitten mußte, Oestreich und Bayern durch ein schnell
geschaffenes Heer zu retten, da war es ihm ein Kitzel — zuerst in un-
glaublich kurzer Zeit durch den Zauber seines Namens ein Heer von
400,000 Mann in's Felo zu stellen, dann sich lange und fast flehent-
lich um Uebernahme des Oberbefehls bitten zu lassen und ihn endlich
gegen Gewährung der unverschämtesten Forderungen, die ihn fast zum
Herrn des Kaisers machten, zu übernehmen. Solch ein rasendes Selbst-
vergöttern und Höhnen aller irdischen Autorität mußte ihm bald genug
zum Verderben ausschlagen, zumal da er im Felde nichts Erhebliches
mehr leistete. Zwar die in Böhmen eingedrungenen Sachsen warf
er zurück und zwang den König Gustav Adolf, aus Bayern und
Franken zu weichen, um Sachsen zu retten. Aber in der Schlacht bei
Lützen (1632) ward er zum Rückzug genöthigt und hat sich seitdem in
kleinlichen Unternehmungen, die er immer wieder durch Unterhandlun-
gen mit dem Feinde unterbrach, auf den Grenzen Böhmens, Sachsens
und Schlesiens umhergetrieben, bis sein verrätherisches Treiben offenbar
ward. Er wollte mit dem Feinde sich verbinden und seinen Kaiser be-
kämpfen, aber er stürzte selber in die Grube, die er Anderen bereitete.
In Eger ward er ermordet (1634). Aber auch Gustav Adolf war
nickt mehr; in der Schlacht bei Lützen mitten im Siege war er gefallen.
Sein Tod erregte, wie sich denken läßt, bei den Katholiken ungeheuren
Jubel, bei den Protestanten ungemessenen Jammer. Und auch wir be-
klagen sein frühes Loos und preisen Gott um die Wohlthat, die Er
durch ihn der protestantischen Kirche erzeigt hat. Aber nicht minder
müssen wir Gott danken, daß Er ihn so früh und eben jetzt aus dem
Leben hinweggenommen. Denn wo ist ein deutsches Herz, welches
wünschen könnte, daß Deutschlanv oder auch nur ein Theil Deutsch-
lands eine schwedische Provinz geworden wäre. Und doch wäre das
unausbleiblich geschehen (und ist ja geschehen), wenn Gustav Adolf
länger gelebt hätte. Schon fürchtete er selbst, gegen die protestantischen
Kurfürsten die Waffen ergreifen zu müssen, um sich seine Herrschaft in
Deutschland zu sichern. Wie schnell wäre da aus dem Befreier ein
Bezwinger und Dränger Deutschlands geworden, und ein noch ganz
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Maximilian Maximilian Oestreich Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rhein Bayern Deutschland Sachsen Bayern Sachsen Sachsens Schlesiens Eger Deutschlanv Deutschland Deutschlands
578 Xxv. §. 5. Preußens Herrlichkeit unter Friedrich H. ic.
denburgischen Fürsten auf Schlesien vor, die friedlichen Verhandlun-
gen über die Abtretung der beanspruchten Gebietstheile hatten nie zu
einem Ziele geführt, Oestreich würde die herrliche Provinz niemals
freiwillig herausgegeben haben, schon oftmals war von Waffengewalt
die Rede gewesen — jetzt nun, da die jugendliche Maria There-
sia die Regierung in den östreichischen Erblanden antrat, da von allen
Seiten sich Ansprüche an das östreichische Haus und Gebiet erhoben,
jetzt war die Zeit da, wo der entscheidende Schlag geschehen mußte,
und Friedrich zögerte keinen Augenblick, ihn zu führen. Man weiß,
wie es ihm gelang; wie durch die Schlachten von Mollwitz, spä-
ter von Hohenfriedberg, Sorr und Kesselsdorf im ersten
und zweiten schlesischen Kriege ganz Schlesien Friedrich's Eigen-
thum, eine der werthvollsten Perlen der preußischen Monarchie und
die breite Stufe geworden ist, auf welcher Preußen sich zu eitler Groß-
macht emporhob. Zwar gab es auch nachher noch Kämpfe; ja der
eigentliche Hauptkampf um Schlesien folgte erst im siebenjährigen Kriege
(1756—63). Da handelte es sich noch um mehr als um den Besitz
Schlesiens. Es handelte sich um die Zulassung Preußens in die Reihe
der großen europäischen Staaten. Weder Oestreich, noch Frankreich, noch
Rußland wollten sie ihm zugestehen, sie wollten Friedrich wieder zu einem
„Markgraf von Brandenburg" herabdrücken. Alle drei Staaten aber
waren damals von Weibern beherrscht, welche mehr ihr persönlicherhaß
gegeit den geistreichen und spottsüchtigen König als das Wohl ihres
Staates in's Feld trieb. Die lasterhafte Tochter Peter's des Gro-
ßen, Elisabeth von Rußland (1740—62), und die gemeine Mai-
tresse Ludwig's Xv. und Lenkerin Frankreichs, Marquise von
Pompadour, waren beide von den beißenden Stachelreden des Kö-
nigs schwer und wiederholt getroffen und hatten ihm Rache geschwo-
ren. Maria Theresia aber, die sonst ehrenwerthe Herrscherin
Oestreichs, hatte sich in ihrer gereizten Empfindlichkeit über Preußens
aufsteigende Machtentwicklung, Friedrich's Kriegesruhm und Schle-
siens Verlust so tief erniedrigt, daß sie mit der verworfenen Creatur
Freundschaft schloß, von der damals Frankreichs Entschließungen ab-
hingen. Und so erschienen denn auf den Befehl dieser drei Weiber
ein französisches Heer am Rhein, ein russisches Heer in Ostpreußen,
ein östreichisches an der schlesischen Grenze. .Auch Schweden, da-
mals nur noch ein Vasall Rußlands, mußte seine Regimenter wiederum
in Pommern aufmarschiren lassen, und that es gern in der Erinne-
rung an die Tage und Thaten des verflossenen Jahrhunderts. Selbst
die deutsche Reichsarmee mußte der Gemahl der Maria The-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_H. Friedrich Maria_There- Maria Friedrich Friedrich Mollwitz Hohenfriedberg Oestreich Friedrich Friedrich Elisabeth_von_Rußland Maria_Theresia Maria Theresia Oestreichs Maria